Cyberbedrohungen
Sicherheitsmythos: Viele Followers, großer Erfolg
Unbewusst halten wir die Zahl der Likes, Followers oder die Interaktion häufig als Zeichen für Erfolg eines Social Media-Kanals. So viele Menschen können sich doch nicht irren! Leider gilt auch hier: stimmt nur sehr bedingt!
Was, vierzigtausend Menschen haben diesen Kommentar mit einem Like bereichert? Zweitausend haben ihn auch in ihren Kanälen wiedergegeben und über 200 haben ihn kommentiert. Das ist sicher eine Stimme, die Gewicht haben muss!
Tatsächlich hat ein „Post“ – eine Veröffentlichung auf sozialen Medien - mit diesen Zahlen durchaus das Potenzial, in die Feeds also die Sichtbarkeit eines Nutzers gespült zu werden. Die Anzahl der Follower und Interaktionen (z.B. Re-Posts, Kommentare) sorgen dafür, dass Inhalte mehr Sichtbarkeit bekommen, was dann meist auch weitere Interaktionen erzeugt.
Beliebte Abkürzungen zum Erfolg
Aber so einfach ist das nicht, denn es gibt Mittel und Wege, diese Zahlen nach oben zu treiben. Klar, Neustarter haben es schwer aufzuholen. Denn selbst wenn man viele Freunde hat, dauert es einige Zeit bis sich ein Kanal etabliert. Kein Wunder also, dass „Abkürzungen“ beliebt sind.
Diesbezüglich weit bekannt sind so genannte „Bots“. Diese automatisierten Programme können nach dem Wunsch ihres Besitzers alles „liken“ oder „folgen“, wem der „Erzeuger“ möchte. Sie sind aber verhältnismäßig leicht zu identifizieren – für die Algorithmen der jeweiligen Plattform jedenfalls.
Theoretisch sollte das also nicht mehr vorkommen. Tut es aber trotzdem, zumindest wenn man die zahlreichen Angebote sieht, auch im so genanntem „Surface Web“ also dem Bereich, den man googeln kann. Und das ist noch nicht mal alles. Etwas teurer aber auch im Surface Web zu finden, ist die Vermittlung echter Interaktion. Also reale Menschen, die sich für Geld Videos ansehen, Kommentare schreiben (oder Copy&Paste nutzen) und die Posts auf eigenen Kanälen teilen. Je nach gewünschter Interaktion ist das auch nicht teuer. Für einen niedrig dreistelligen Betrag bekommt der Suchende schon eine anständige Zahl „echter“ Interaktionen. In den Statuten einiger Socal Media-Plattformen wird übrigens darauf hingewiesen, dass Nutzer keine Werbung für derartige Dienstleistungen posten dürfen.
Aber warum kümmern wir uns dann in der IT-Sicherheit darum? Weil das System für Cyberverbrechen genutzt wird, vor allem für Betrug. Glaubwürdigkeit ist die Grundlage so genannter „Confidence“ (Selbstsicherheit)-Verbrechen, bei denen der Täter durch seine Überzeugungskraft das Opfer beeindruckt.
Und ja, wir Menschen lassen uns durch Gruppen beeinflussen. Das liegt in unserer DNA. Je größer, desto besser. Bösartige Kryptobörsen oder -handelsplattformen sind ein solches Beispiel, aber auch der „Elon Musk“-Scam, bei dem der amerikanische Milliardär angeblich verspricht, das Geld potenziellen Opfers zu verdoppeln. Neben tausenden von Likes enthalten sie auch jede Menge Kommentare, die davon sprechen, wie traumhaft reich man dadurch geworden ist.
Neuer sind Fake-Firmen, die Bewerber abzocken, sowie Videos mit Programmieranleitungen um sich selbst zu infizieren. Die Angriffe nehmen zu und sind auf allen Social Media-Plattformen verfügbar. Aus dem eher harmlosen Startschub für Neu-Influencer ist längst schon ein Steigbügelhalter für Kriminelle geworden.
Lassen Sie sich nicht beeindrucken!
Die Lösung, sich dadurch nicht täuschen zu lassen, ist einfach benannt. Längst schon sind wir es gewohnt, dass uns Restaurants, Kinofilme, Bücher oder andere Artikel einen „Like“-Spiegel zeigen und jede Menge Kommentare, in denen Menschen ihre Meinung kundtun. Wir haben uns bereits daran gewöhnt, dass eine gewisse Masse Aussagekraft hat, denn keiner hat die Zeit, Kommentare auf ihre Validität zu prüfen. Aber machen Sie sich doch einmal selbst den Spaß und überlegen sich ernsthaft, wie sehr Sie sich selbst von derartigen Interaktionen beeindrucken lassen.