Cyber-Kriminalität
Keine Souveränität ohne Sicherheit
In der Debatte um digitale Souveränität ist vielen die grundlegende Rolle der Cybersicherheit nicht klar. Es bedarf eines kooperativen Ansatzes, der Resilienz und Sicherheit in den Mittelpunkt stellt und die Vielfalt der verfügbaren Lösungen nutzt.
In den letzten Monaten hat die geopolitische Lage eine intensive Debatte über das Konzept der digitalen Souveränität entfacht. Was dabei häufig aus dem Blick gerät: Digitale Souveränität ist untrennbar mit Fragen von Cybersicherheit und -resilienz verbunden. Diese sind nicht nur die Voraussetzungen für eine souveräne digitale Strategie, sondern auch für die Funktionsfähigkeit moderner Wirtschaft und Verwaltung.
Cybersicherheit bildet das Fundament, auf dem digitale Souveränität aufbaut. Nur durch sichere Technologien und Infrastrukturen können Staat und Unternehmen tatsächlich souverän agieren. Wenn diese Sicherheitsvorkehrungen fehlen, stehen sie ständig unter Druck, was ihre Fähigkeit einschränkt, selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen.
Abhängigkeiten bewusst machen – und intelligent verwalten
In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz einen neuen Goldrausch auslöst und seltene Erden zur Halbleiterherstellung zum politischen Trumpf werden, dürfen wir die vielfältigen Herausforderungen von Lieferketten und Abhängigkeiten nicht aus den Augen verlieren. In einer zunehmend digitalisierten Welt sind praktisch alle Staaten auf Infrastruktur von externen Anbietern angewiesen. Diese Abhängigkeiten können die Umsetzung eigener politischer Ziele unter Umständen gefährden. Deshalb ist es entscheidend, dass sich Deutschland und Europa nicht der vermeintlichen Ohnmacht im globalen Technologiewettbewerb ergeben, sondern aktiv nach Lösungen suchen, die neue Handlungsspielräume eröffnen.
Auch wenn in der aktuellen Debatte regelmäßig der Eindruck entsteht: Eine vollständig autarke Lösung, also ohne jegliche externe Abhängigkeiten, ist dabei weder sinnvoll noch realistischerweise überhaupt erreichbar. Zu vernetzt sind die globalen Lieferketten in der IT, zu groß der technologische Vorsprung anderer Regionen in bestimmten Bereichen, wie etwa in der Halbleiterherstellung. Aus europäischer Sicht wird es vielmehr darauf ankommen, seine Partner klug zu wählen.
Wenn jedoch einzelne Anbieter eine marktbeherrschende Stellung einnehmen, führt dies zu einer Pseudosouveränität. Es kann auch problematisch sein, wenn bestimmte Funktionen nur noch als Services bezogen werden, die einfach „abgeschaltet“ werden können. Die Politik ist daher gut beraten, einen echten Wettbewerb zu fördern, der es Organisationen ermöglicht, die besten Lösungen auszuwählen, die ihren spezifischen Anforderungen entsprechen.
Digitale Souveränität muss dabei ganzheitlich betrachtet werden. Ein souveräner Ansatz erfordert stetige Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Systeme. Doch diese zu erreichen ist nur möglich, wenn wir einen umfassenden Überblick über unsere IT-Infrastrukturen haben. Hierbei spielt die IT-Sicherheit eine entscheidende Rolle, da sie die Grundlage für ein aktuelles und präzises Lagebild bietet.
Garant für staatliche Leistungsfähigkeit
In der öffentlichen Verwaltung ist eine digitale Transformation unerlässlich, um die Staatsmodernisierung voranzutreiben und die Handlungsfähigkeit des Staates zu gewährleisten. Immer weniger BürgerInnen trauen dem Staat zu, seine Aufgaben effizient zu erfüllen. Digitale Souveränität ist in diesem Kontext kein Nebenschauplatz, sondern ein zentraler Faktor für die staatliche Handlungsfähigkeit. Ein Staat, der digital nicht mehr funktioniert, gefährdet nicht nur seine eigene Funktionsfähigkeit, sondern auch die Grundpfeiler der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit.
Fazit
Deshalb müssen digitale Souveränität, Cyberresilienz und Cybersicherheit zusammenwirken. Eine digitale Transformation, die auf Sicherheit und Resilienz basiert, ist unerlässlich für die Zukunft unserer Gesellschaft und unserer Demokratie. Organisationen und Regierungen sind gefordert, sich auf vertrauenswürdige Partnerschaften zu konzentrieren, die nicht nur technologische Lösungen bieten, sondern auch gemeinsame Werte und rechtliche Rahmenbedingungen teilen. Nur so können wir die Herausforderungen der digitalen Zukunft erfolgreich meistern und die Grundlagen für eine souveräne und handlungsfähige Gesellschaft legen.