Phishing
Massive Credential Phishing-Angriffe auf Home User
Da die Zahl derer, die im Home Office arbeiten, sprunghaft gestiegen ist, haben Credential Phisher Hochkonjunktur. Nutzer können sich am besten dagegen wehren, wenn sie verstehen, wie ein solcher Angriff abläuft.
Der Wert eines Passworts liegt darin, einem User Zugang zu wichtigen Informationen und jeder Menge IT Diensten zu eröffnen. Jeder weiß das und natürlich auch Cyberkriminelle. Somit ist es wenig verwunderlich, dass der Diebstahl von Login-Daten, also „Credentials“, eines der Hauptthemen ist, mit denen sich die Akteure beschäftigen. Jetzt aber, wo die Zahl derer, die im Home Office arbeiten, sprunghaft gestiegen ist, haben die „Credential Phisher“ Hochkonjunktur. Nutzer können sich am besten dagegen wehren, wenn sie verstehen, wie ein solcher Angriff abläuft.
Vorgehensweise
Der Erfolg eines Credential Phishing-Angriffs steht und fällt mit der Fertigkeit des Angreifers, sein Opfer davon zu überzeugen, ihm sein Passwort freiwillig zu übergeben, und – das ist wichtig – das Opfer darf nicht misstrauisch werden. Denn ein Passwort ist im Zweifel binnen Sekunden geändert. Ein Täter benötigt etwas, eine Seite oder ein Formular, wo User Passwörter eingeben können und ein Mittel, das keinen Argwohn weckt, wenn dies nicht sofort klappt.
Ein beliebtes Ziel sind deshalb vor allem Mail-Clients. Während der Mitarbeiter im Büro einfach nur Outlook öffnet, greift er speziell im Home Office auch mit Vorliebe auf die Webvarianten über den Browser zu und muss sich, um auf seinen Account zu kommen, entsprechend authentifizieren. Damit aber ist die erste Notwendigkeit erfüllt. Der Angreifer muss seinem Opfer lediglich eine Fake Web Client-Seite vorgeben – eine klassische Phishing Aufgabe.
Die Sache hat allerdings einen Haken: Die „klassische“ Angriffs-Mail erhält ein Opfer nur bei aktivem Mail Client. Wie erreicht ein Angreifer also sein Opfer, denn niemand würde den wichtigen Link anklicken, um dann erneut seinen Mail Client aufzumachen …
Hier bedient sich der Angreifer eines „Workarounds“. Die Mail bewirbt offiziell die neueste und/oder interessanteste Nachricht eines News-Dienstes. Klickt der User den Link an, wird er auf genau diese Seite weitergeleitet und erhält dort auch die erwartete Information. Gleichzeitig wird allerdings eine zweite Seite geöffnet, die eigentliche Phishing-Seite mit einem Mail Client-Login und dem Hinweis, dass die aktuelle/letzte Session abgelaufen ist. Geht das Opfer nach einer Weile – die Nachricht zu lesen hat vermutlich Zeit gekostet – auf seinen Mail Client und gibt sein Passwort erneut ein, so erscheint die Nachricht, dass entweder Username oder Passwort falsch waren. Es erfolgt eine Umleitung zurück auf die Original Web Client-Seite. Nach erneuter Eingabe des Passworts erhält er auch seinen gewohnten Zugriff auf seine Mails. Die Episode ist bald vergessen. Timeouts von Webseiten sind jedem vertraut und jeder hat sich schon einmal bei der Passworteingabe vertippt.
Aktualität
Das genannte Beispiel gibt es in zahlreichen Facetten. Natürlich ist Office365 dabei aber auch andere Applikationen speziell Online Meeting Plattformen wie Zoom oder Webex stehen im Fokus. Die Methode selbst wurde ursprünglich von der politisch motivierten Gruppe Pawnstorm (APT28, Fancy Bear) genutzt, um Angriffe auf höchste politische Kreise zu launchen. So steht Pawnstorm für die Angriffe auf die Demokratische Partei (2016), den Bundestag (2015/17) sowie eine Reihe weiterer politischer Angriffe.